Sammlergedanken #8
On 4. November 2014 by FranziskaRupprecht Geiger
von Asger Schnack
1972: Ein Lyrikband, Jeg drømmer om langvarig sol [“Ich träume von Langzeitsonne”] war vom Verlag Borgen zur Veröffentlichung angenommen, und der Verleger Jarl Borgen kam aus Deutschland zurück, wo er ein großes Gemälde eines Künstlers namens Rupprecht Geiger gesehen hatte. Jarl Borgen schlug vor, Rupprecht Geiger zu fragen, ob er den Umschlag entwerfen wolle. Jarl Borgen schrieb Rupprecht Geiger einen Brief, in dem er den Lyrikband als Kunst um der Kunst willen beschrieb, und Rupprecht Geiger antwortete, dass er gern den Umschlag machen wolle. Kurz darauf erhielt der Verlag eine Schablone für einen Siebdruck, eine Farbenprobe (fluoreszierendes Gelb), sowie Angaben über Textplatzierung und Schriftschnitt. Alles sehr genau erklärt. Es wurde der schönste Buchumschlag, den ich jemals gesehen hatte, eine Ermunterung meines Lebens. Dort, damals und noch heute.
1999/2000: Ich fuhr mit meiner Frau nach München, um im öffentlichen Raum Geiger-Werke zu sehen und im Lenbachhaus. Wieder daheim schrieb ich Rejsen til Geiger [“Die Reise zu Geiger”] – eine Art Künstlermonographie in Gedichtform. Etwa eine Woche vor Rupprecht Geigers Geburtstag 2000 fragte ich meinen Freund Herbert Zeichner, ob er das Gedicht ins Deutsche übersetzen wolle. Er sagte Ja und saß während einiger hektischer Werktage vor meinem Computer und unterbrach hin und wieder meinen Redeschwall mit dem Wort “Stilleleg” [ein Wort aus dem dänischen Kindergartenalltag, wo man “still spielt”. A.d.Ü.], wenn er einmal nachdenken musste. Meine Idee für dieses Buch war, Leben und Werk simultan zu beschreiben anhand von Beispielen mit vielen kleinen Werkgedichten in Form einer Ekphrasis. Wir schickten Rupprecht Geiger rechtzeitig zu seinem 92-jährigen Geburtstag die Übersetzung zu. Als ich später im selben Jahr den Verlag Bebop gründete, veröffentlichte ich Rejsen til Geiger in einer zweisprachigen Ausgabe – mit Umschlag von Rupprecht Geiger. Wir schrieben ihm einen Brief und fragten, ob er das machen würde, und genau wie 1972 schickte er Material, sodass wir den Umschlag als Siebdruck (mit fluoreszierenden Farben) drucken konnten. In dieser Weise hat Rupprecht Geiger in einem Intervall von 28 Jahren die Umschläge gemacht für zwei meiner Gedichtbände.
2001: Ich fragte Rupprecht Geiger, ob es möglich wäre, in meinem Verlag Bebop eine Auswahl seiner Texte zur Farbentheorie zu veröffentlichen. Das sei kein Problem, nur erbat er sich zwei Belegexemplare des Buches. Ich nahm die Auswahl vor, und Herbert Zeichner übersetzte ins Dänische. Als Titel wählten wir Farve er motivet [“Farbe ist das Motiv”], und das Buch erschien am selben Tag wie Yves Klein: Hinsides kunstens problematik [“Jenseits der Problematik der Kunst”].
2003: Zum 95-jährigen Geburtstag Rupprecht Geigers besorgte die neueröffnete Storms Galerie in Düsseldorf eine Ausstellung mit Werken des Künstlers, der – wie aus der Einladung hervorging – bei der Vernissage selbst anwesend sein würde. Ich dachte, das wäre die Chance für eine Begegnung mit Rupprecht Geiger, um ihm einmal im Leben die Hand zu reichen. Ich kaufte ein Bahnticket, hin und zurück, und schmierte mir Stullen als Reiseproviant. Ich war seit meiner letzten Reise im Besitz eines 100 Euro-Scheins. Dermaßen ausgestattet machte ich mich auf die Reise. Als ich in der Galerie ankam, konnte ich der Eröffnungsrede entnehmen, dass Rupprecht Geiger sich leider in München aufhielt (er brauchte Ruhe nach den Geburtstagsfestlichkeiten), aus der Begrüßung wurde also nichts. Stattdessen gab es mehrere Inkarnationen in Form von Kindern und Enkelkindern, die ihm alle ähnlich sahen. Der Katalog (oder richtiger: ein Werkverzeichnis, das anlässlich des Geburtstages gerade erschienen war) kostete 95 Euro; ich kaufte es. Ein großes Gemälde warf aus dem Fenster rotes Licht in den Regen hinaus auf den Parkplatz vor der Galerie. Für die verbliebenen fünf Euro kaufte ich mir im Bahnhof zwei Würstchen mit Senf, bevor der Zug zurück nach Kopenhagen abfuhr. Daheim angekommen schrieb ich den Artikel “Farven rød” [Die Farbe rot], der in der Tageszeitung Information am 27. Februar 2003 abgedruckt wurde.
2008: Mein Neffe und ich nahmen ein frühes Morgenflugzeug nach München, eilten ins Lenbachhaus und sahen die 100-Jahres Ausstellung, weiter zur Walter Storms Galerie, anschließend Treffen mit Wolfgang Wassermann (Kauf von Siebdrucken), zurück zu Walter Storms (mein Neffe kaufte einen Siebdruck), wieder ins Lenbachhaus (Erwerb von Büchern und Plakaten), in der Stadt essen, zurück nach Hause mit dem späten Abendflugzeug. So viele Geiger-Bilder in so kurzer Zeit – großartige Augenblicke. Ach, Sonne, ach, Licht!
2014: Ich veröffentlichte – acht Jahre nachdem die Idee konzipiert war – das Gedicht Kick A. Min Kunsthistorie [“Kick A. Meine Kunstgeschichte”]. Das Buch enthält drei Abschnitte: “Die drei Großen: Cézanne / Kandinsky / Kirkeby”, “Die zwei Großen: Arp / Picabia” und “Licht und Gedanke: Klein / Geiger / Flavin”.
Außer den erwähnten Texten habe ich verstreut in meinen Gedichten Gedichte über Rupprecht Geiger oder über einzelne Gemälde von Geiger veröffentlicht.
Ein paar Worte über Rupprecht Geiger:
Rupprecht Geigers Werke üben eine heilende Wirkung auf das Seelenleben aus.
Rupprecht Geiger ist seit 1972 für all mein Tun und Handeln ein Hebel gewesen.
Rupprecht Geigers Werke “Morgen Rot” und “Abend Rot” sind das ultimative Werk.
(Aus dem Dänischen übersetzt von Johannes Feil Sohlman)
Vielen Dank, Asger Schnack, für diese schöne Reise zu Ihren Erlebnisse mit der Kunst Geigers!
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