Geiger am Bau #9: Hochschule München, Farbkomposition Rot, 1990
On 29. September 2020 by MariaEin Beitrag von Sarah Massumi
Falls der Herbst sehr verregnet ist, lohnt sich ein Ausflug zur Hochschule München, genauer in die Eingangshalle in der Lothstraße.
„Das Wandgemälde wurde 1990 von Rupprecht Geiger eigens für das in diesem Jahr neuerrichtete Gebäude geschaffen. Bereits beim Eintreten sichtbar, dominiert das zweiteilige Werk die Eingangshalle, erschließt sich dem Betrachter jedoch erst beim Durchschreiten des Raumes vollständig.
Über eine Höhe von fünfeinhalb Meter erstreckt sich ein monumentales, liegendes Rechteck. Der intensive Pinkton ist von einer subtilen Hell-Dunkel-Modulation geprägt. Die Modulation – der in den Werken Geigers immer wieder auftauchende, charakteristische Farbverlauf – wird hier durch die Architektur entscheidend mitgestaltet. Das durch das Deckenfenster von oben einfallende natürliche Licht verstärkt und variiert die künstlerische Gestaltung, indem es seine Intensität je nach Tageszeit und Wetterlage ändert.
Auf der linken Seite des Rechtecks befindet sich, mit etwas Abstand, ein vergleichsweise kleiner Kreis in einem warmen Karminrot. Er ist der „Contrapunkt“, sowohl in Form als auch in Farbe. Eine Spannung entsteht, in doppelter Hinsicht.
Zum Einen kontrastieren hier die Formen: in den 1960er Jahren findet Geiger zu den für seine Werke typischen Formaten – dem Rechteck und dem (gedrückten) Kreis. Sie sind seiner Ansicht nach am besten geeignet, den „Geist“ und das „Wesen“ der Farbe hervortreten zu lassen.
In den Größenverhältnissen der Formen berücksichtigt Geiger jedoch auch die unterschiedliche Wirkung der Farben, die wiederum einen Gegensatz bilden. Bei längerer Betrachtung wird man feststellen, wie das kühle Pink trotz seiner flächenmäßigen Dominanz optisch zurücktritt, während der warme Rotton des vergleichsweise kleinen „Contrapunktes“ dem Betrachter entgegenzukommen scheint. Dies lässt sich am Besten von der Balustrade der Galerie des 1. Obergeschosses feststellen, dessen Höhe vollständig von dem Wandbild ausgefüllt wird.
Zum Auftrag der Acrylfarbe mittels Sprühtechnik fand Geiger ebenfalls in den 1960er Jahren. Sie wird für die folgenden zwei Jahrzehnte seine bevorzugte Malweise, da sie besonders geeignet ist, stufenlose Modulationen zu erzeugen. Die unberührte, einheitlich gestaltete Oberfläche lässt so die Farbe noch einmal mehr wirken, ohne durch Pinselspuren abzulenken
Rupprecht Geigers schuf nur wenige weitere Wandgemälde, die direkt auf den Putz aufgetragen worden sind. Ein in Monumentalität, Raum- und Farbwirkung wohl vergleichbares Werk ist das „Gerundete Rot“ („Roter Punkt“), 1971, das sich in der Apsis der Kirche Sankt Ludwig in Ibbenbüren/ Westfalen befindet.„
TECHNISCHE ANGABEN
Technik: Acryl/Putz
Format: 1000 x 550 cm
Ort: Hochschule München
Architekten / Bauherr: Bauer/Kurz/Rauch/Stockburger, München und Bauamt Technische Universität, München
Auftraggeber: Freistaat Bayern
Literatur:
Bildwerk, Bauwerk, Kunstwerk: 30 Jahre Kunst und staatliches Bauen in Bayern, Bayer. Staatsministerium d. Innern, Oberste Baubehörde (Hg.), München, 1990.
Fachhochschule München, Erweiterungsbauten in der Loth- und Loristrasse, Festschrift zur Einweihung des Hörsaal- und Laborgebäudes 1990, Architekten Bauer, Kurz, Rauch, Stockburger (Hg.), München, 1990.
Giloy-Hirtz, Petra: Wegweiser Kunst für München im öffentlichen Raum 1972-1997, Helmut Friedel (Hg.) im Auftrag der Landeshauptstadt München, Bau- und Kulturreferat, München, 1997.
Zitierweise: Sarah Massumi: Geiger am Bau #9: Hochschule München, Farbkomposition Rot, 1990 [29.09.2020], in: Archiv Geiger Blog LINK (zuletzt aufgerufen am TT.MM.JJJJ)
Titelfoto: Miriam Salamander, Archiv Geiger, München
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