Geiger am Bau #1: Münchner Hauptbahnhof (1951)
On 28. Januar 2020 by MariaEin Beitrag von Julia Geiger
Neues Jahr, neues Blog-Projekt! 2020 nehmen wir Euch mit und erkunden in und um München Rupprechts Werke am Bau. Den Anfang macht das Relief an der Hauptfassade des Münchner Hauptbahnhofs, das im Zuge der Modernisierung vorerst weichen musste.
„Aufgrund von kriegsbedingten Zerstörungen wird der von Friedrich Bürklein im 19. Jahrhundert entworfene Münchner Hauptbahnhof größtenteils abgetragen und nach Plänen von Heinrich Gerbl Anfang der fünfziger Jahre zeitgemäß wiederaufgebaut. In diesem Zuge entwirft Rupprecht Geiger ein Relief für die Hauptfassade – die ersten Pläne entstehen bereits 1951, die Ausführung erfolgt ein paar Jahre später. Es handelt sich um seinen ersten öffentlichen Auftrag im Bereich der Kunst am Bau.
Das Mosaik gestaltet der Künstler aus farbig eloxierten Aluminiumplatten in Grau- und Blautönen, die auf hintereinander liegenden Ebenen platziert sind. Zum Relief gehört auch eine Uhr, deren Gestaltung und Platzierung oben rechts in enger Zusammenarbeit mit dem älteren Sohn des Künstlers Lenz Geiger entsteht – in der Zeit absolviert dieser nämlich eine Ausbildung zum Typografen und Gebrauchsgrafiker. Auf Ziffern wird verzichtet, da die Uhr aus weiter Entfernung lesbar sein soll. Aufgrund der farblichen Gestaltung des Reliefs ist sie eher neutral in einem Anthrazit-Grau mit weißen Zeigern gehalten. Das Relief kommt eigentlich erst in der Nacht richtig zur Geltung: die hinter den Aluminiumplatten angebrachten Leuchtstoffröhren erzeugen ein indirektes Licht und erwecken den Eindruck, dass die Formen in einem undefinierten, leuchtenden Raum zu schweben scheinen.
Sowohl die Formensprache als auch die Farbgestaltung dieses Werkes entspricht der damaligen künstlerischen Entwicklung Geigers. So zum Beispiel zeigt das kleinformatige Eitempera-Gemälde E 75 (WV 40) aus dem Jahr 1949 vereinzelte geometrische Formen, die sich in der unteren Bildhälfte kettenartig horizontal auf einem dunklen, blau-schwarzen Farbverlauf aufreihen.
Das Relief kann nicht von den Anreisenden in der Eingangshalle wahrgenommen werden, sondern öffnet sich Richtung Stadtzentrum hin und grüßt sie als urbanes Zeichen. Die Anbringung des Reliefs ist ein Zeitdokument für die legendäre Aufbruchsstimmung in der Münchner Nachkriegszeit, eine Stadt, in der bis 1929 Leuchtreklamen als „unmünchnerisch“ verboten waren.
Im Jahr 2008 zum 100. Geburtstag des Künstlers werden die Leuchtstoffröhren ausgetauscht, damit das Kunstwerk im alten Glanz wieder strahlen kann. Im Zuge der Feierlichkeiten wird das Bewusstsein für die zahlreichen Werke Geigers im Münchner Stadtraum geschärft und das Relief unter Denkmalschutz gestellt. In der Diskussion um einen Neubau des Münchner Hauptbahnhofes bekommt es demzufolge eine Sonderstellung. Da die Hauptfassade dabei komplett erneuert werden soll, sucht die Deutsche Bahn in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalschutzbehörde und dem Archiv Geiger nach einer neuen Platzierung des Kunstwerkes. Die konstruktiven Gespräche dauern noch an.“
TECHNISCHE ANGABEN
Technik: Aluminiumplatten eloxiert, durch Leuchtstoffröhren illuminiert
Format: 650 x 3000 cm
Architekten: Baubüro der Deutschen Bundesbahn, Oberbaudirektor Heinrich Gerbl, München
Auftraggeber: Deutsche Bundesbahn / Auftragerteilung im Jahre 1951 nach einem Wettbewerb.
Zitierweise: Geiger, Julia: Geiger am Bau #1: Münchner Hauptbahnhof [28.01.2020], in: Archiv Geiger Blog LINK (zuletzt aufgerufen am TT.MM.JJJJ)
Titelfoto: Andreas Pauly, München
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