„Reise in den Süden“ – Unser Beitrag zur Blogparade: Mein Kulturtrip im Sommer für Dich – #KultTrip
On 27. Juli 2016 by ArchivMit dem Ferienbeginn diese Woche wollten wir auf unsere Ausstellung „Willi Geiger und Rupprecht Geiger – Reise in den Süden“ im Künstlerhaus Geiger in der Bax in Übersee am Chiemsee aufmerksam machen! Denn die Ausstellung, die am Wochenende zugänglich ist, ist ein idealer Kulturtrip, auch für Familien! Denn nach der Kunst kann man Körper und Geist mit einem Sprung ins kühle Nass erfrischen! Wer noch nicht genug von der Kunst hat kann noch einen Abstecher in das Exter-Haus in Übersee machen oder nach Traunreut ins Maximum!
Tanja Praske hat auf ihrem Blog zur zur Blogparade „Mein Kulturtrip“ aufgerufen – einem Ruf, dem wir gerne folgen!
DAS KÜNSTLERHAUS GEIGER – DIE BAX
Am Chiemsee bilden sich – der ersten Künstlerkolonie Frauenchiemsee folgend – seit Mitte des 19. Jahrhunderts verschiedene Malergruppen. Angezogen von der einmaligen bayerischen Voralpenlandschaft und inspiriert durch das bäuerliche Brauchtum, lassen sich viele Künstler, meist aus München, zum Arbeiten und Leben an den ufernahen Orten nieder.
Willi Geiger erwirbt 1930 in Übersee am Chiemsee ein 400-jähriges, verfallenes Bauernhaus – die so genannte Bax – im Ortsteil Baumgarten/Neuwies. Kurz darauf beginnt er in Zusammenarbeit mit seinem Sohn Rupprecht den Wiederaufbau der Ruine. Der Architekturstudent fügt dem Interieur, durch einen Toskanaaufenthalt beeinflusst, südliche Bauelemente hinzu. Die Bax wird während der Zeit des Naziregimes zum Zufluchtsort Willi Geigers, an den er sich in „innerer Emigration“ zurückzieht. Er macht die Bax zu einem Ort des freien Ideenaustauschs, der als „Menschlichkeitsoase“ bezeichnet wird.
Nach dem 2. Weltkrieg als Ferienhaus von der Familie genutzt, wird die Bax später unter Denkmalschutz gestellt. In den 1980er Jahren führt die Architektin Monika Geiger, Schwiegertochter von Willi Geiger, Umbau- und Sanierungsmaßnahmen im westlichen Teil durch. Für die erste Ausstellung „Willi Geiger in der Bax“ im Sommer 2004 wird die Tenne umgestaltet. Seitdem werden in unregelmäßigen Abständen Sommerausstellungen zur Künstlerfamilie Geiger gezeigt. Im unveränderten Wohnhaus kann man heute noch die Atmosphäre jener Zeit, in der Willi Geiger mit seinen Künstlerkollegen und Freunden um den Tisch saß, erspüren.
DIE AUSSTELLUNG
Nach der vierten Ausstellung mit einem Überblick über die fünf künstlerischen Positionen der Künstlerfamilie Geiger widmet sich die aktuelle Präsentation der Reiselust von Willi Geiger und seinem Sohn Rupprecht in den Süden. Während im Wohnhaus die Themen Stillleben und Stierkampf bei Willi durchgespielt werden, laden zahlreiche Landschaften und Stadtansichten der beiden Künstler in der Tenne auf eine spannende Entdeckungsreise ein.
Die vielen Reisen ans Mittelmeer beginnen bei Willi Geiger bereits 1905, als er, ausgezeichnet für seine Mappe Liebe, den Graf-Schack-Preis gewinnt. Es werden verschiedene Länder erkundet, von Italien bis nach Tunesien, von Frankreich bis zur iberischen Halbinsel. Fünf Jahre später wird er mit dem Villa-Romana-Preis ausgezeichnet, der in einem einjährigen Florenz-Aufenthalt mündet. In dieser Zeit und in den darauf folgenden Jahren hält er die gesehenen Motive auf Papier oder Leinwand fest, wobei sich seine Farbpalette unter dem Einfluss des intensiven mediterranen Lichts noch ein wenig erhellt. Ausschlaggebend für seine künstlerische Entwicklung ist der gewagte Neuanfang 1923 in Spanien und die Begegnung mit dem Werk El Grecos. Mit seinem Sohn Rupprecht bereist Willi das spanische Landesinnere und wird insbesondere von der Stadt Toledo geprägt, wie zwei Stadtansichten in der Ausstellung bezeugen. Dort entstehen viele Studien zu El Grecos expressionistisch anmutenden Menschen-Szenen und Willi kopiert das Begräbnis des Grafen von Orgaz. Seine Begeisterung für jenes Gemälde taucht in einer vor Ort niedergeschriebenen Betrachtung auf: „Vor diesem außerordentlichen Werk öffnet sich dem geistigen Auge elementar die Magie der Farbe.“ Dieser Zauber schlägt sich ebenso in den ausgestellten Portraits der Matadore nieder, deren Gesichter von einem südlichen Licht angestrahlt werden. Wie die vielen – jedoch nur teilweise ausgestellten – Werke zeigen, war Willi zeitlebens vom heute umstrittenen Stierkampfthema fasziniert. Während des zweijährigen Aufenthalts in Spanien führt die Reise weiter auf die Kanaren und nach Marokko.
Die Erfahrungen aus dem spanischen Intermezzo prägen nicht nur den Vater bis ins hohe Alter, sondern auch seinen Sohn. Nebenher bringt Willi nämlich dem jugendlichen Rupprecht das Künstlerhandwerk bei. Auch er führt Tagebuch und skizziert darin detaillierte Bleistiftzeichnungen sowie farbenfrohe Stadtansichten und Landschaften, die seinen Werdegang als anerkannten Maler bereits erahnen lassen. Die Reisen mit dem Vater in den Süden wecken seine lebenslange Faszination für Licht und Farbe und sicher begünstigt dies seine Hinwendung zur Malerei während des Zweiten Weltkrieges. Als Kriegsmaler (auf Veranlassung der Bemühungen des Vaters) wird Rupprecht u. a. 1944 in Griechenland eingesetzt, wo er sein autodidaktisches Studium der Malerei fortführt. Es entstehen eine Vielzahl an farbenprächtigen Landschaften, Stillleben, Stadtansichten – allesamt bildhafte Zeugnisse der Farberfahrung, die er wie folgt beschreibt:
„Der Süden ist ein einziger Rausch, eine Symphonie der Farben und man steht ihr ach! allzu oft fassungslos gegenüber. Oft gehe ich ratlos und fast verzweifelt durch die Glut der Häuser – Gassen und Licht u. Schatten erscheinen mit erdrückender Fülle, auch die Gefahr des allzu Bunten lauert. ›Die Straße vom Kastell‹ unter Mittags: grünes Meer, ultramarinblaues Haus, blassgrünes Haus und der Himmel preußischblau. Das ist zu viel.“
Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt stellt Rupprecht die Farbe ins Zentrum seines künstlerischen Schaffens. Zwar findet er innerhalb kürzester Zeit in den ersten Nachkriegsjahren zur Abstraktion. Dennoch entstehen auf zahlreichen Reisen u.a. ans Mittelmeer gegenständliche, farbintensive Landschaften und Stadtansichten, welche die Essenz der Orte – Licht und Farbe – einfangen.
Ausstellung vom
17. Juli bis 11. September 2016
Sa./So. 11 – 13 Uhr und 15 – 18 Uhr geöffnet
11.9.2013 Tag des offenen Denkmals, 10 – 17 Uhr
Neuwies 11
83236 Übersee am Chiemsee
Anfahrt: A8 München – Salzburg Ausfahrt: Übersee am Chiemsee
Weitere Informationen www.archiv-geiger.de, Tel. 089 72 77 96 53
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