Geiger am Bau #10: Meditationsraum, Taufkirchen (Vils), 1991
On 27. Oktober 2020 by MariaEin Beitrag von Julia Geiger
„Immer geht es ja um die Erkennbarkeit der Farbe, um zu erfahren, wie Farbe wirklich ist. Die Irrealität der Farbe erschwert das bewusste Sehen und Erkennen. Licht und Umweltfarben beeinflussen das objektive Erlebnis Farbe. Man wird versuchen müssen, Farbe von diesen äußeren Störungen fernzuhalten, indem man sie isoliert. Wie kann man Farbe isolieren?“ (1975)
Auf diese Frage antwortet der Künstler mit einem Exponat in der Einzelausstellung Farbe ist Element im Folkwang Museum Essen im Jahre 1975.
Die Innenwände und Decke der begehbaren Farbinstallation Unisono Rot sind in leuchtroter Farbe bemalt worden, als Lichtquelle dienen Leuchtstoffröhren. Ganz umgeben von der Farbe und unbeeinflusst von äußeren Störfaktoren kann der Ausstellungsbesucher, Farbe und Energie tanken. Auf dieser Farbraumidee, die die Isoliertheit der Farbe per se ist, greift Geiger zeitlebens immer wieder zurück.
Anhand von Modellen und Skizzen spielt der Künstler die möglichen Variationen realisierter oder unrealisierter Farbraumprojekte durch, für geschlossene, vorgegebene Ausstellungsräume oder einfach in der freien Natur stehend. So auch im Bezirkskrankenhauses in Taufkirchen an der Vils bei München. Initiiert wurde der 1991 eingeweihte Meditationsraum vom damaligen ärztlichen Direktor Dr. Erik Schlachter, der die Kunst von Geiger sehr schätzte.
Wie am Grundriss gut zu erkennen ist, kombiniert Geiger zwei einfache geometrischen Formen. Vom Weitem sind im großen, grünen Park nur graue, verwitterte Betonwände sichtbar, an zwei Stellen durchbrochen von leuchtenden Eingängen.
Erst beim Betreten des Farberlebnisraumes muss sich der Betrachter mit der Wucht der Farbe auseinandersetzen. Die Innenwände sind vollständig in den Farben Rot und Pink gehalten. Dadurch, dass die Farbwände unter freiem Himmel der Witterung ausgesetzt sind und die Farbe damit verblasst und beschädigt wird, bekommt der Raum 2007 und 2017 einen neuen Anstrich mit den entsprechenden Tagesleuchtpigmenten.
Für Geiger ist die Farbe ein Lebenselixier. Seine Farbtanks sind eine Einladung an den Betrachter – in Taufkirchen an die Patienten – sich unmittelbar mit der Farbe auseinanderzusetzen und emotional darauf zu reagieren. Der gelernte Architekt löst mit diesem Raum die Farbe von der Wand ab, macht sie beinahe greifbar. Das Auge findet keinen Halt und wird in die Farbe getränkt. Wenn sich der Betrachter dieser Herausforderung stellt, sie nicht als aggressive Konfrontation, sondern als die Sinne erweiternde Option erfasst, kann Sehen zur Meditation werden.
TECHNISCHE ANGABEN
Technik: Acryl/Beton
Format: 215 x 805 x 550 cm
Ort: Park des Bezirkskrankenhauses, Taufkirchen (Vils)
Auftraggeber: Bezirk Oberbayern
Zitierweise: Julia Geiger, Geiger am Bau #10: Meditationsraum, Taufkirchen (Vils), 1991 [27.10.2020], in: Archiv Geiger Blog LINK (zuletzt aufgerufen am TT.MM.JJJJ)
Titelfoto: Julia Geiger, Archiv Geiger, München
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