Geiger am Bau #4: Joseph-von-Fraunhofer Schule, Fürstenried-München (1973)

Ein Beitrag von Franziska Straubinger

Der um 1960 als Trabantenstadt hervorgegangene heutige Stadtteil Münchens „Fürstenried“, entwickelte bereits sehr früh Anfang der 1970er Jahre ein Konzept für eine kooperative Gesamtschule. In einem Gebäude sollten über 2000 Gymnasial- und Real-SchülerInnen Platz haben, die die Fächer Musik und Sport zusammen besuchen sollten. Der Architekt Peter Lanz entwarf hierfür die entsprechenden Räumlichkeiten, die im Mai 1976 offiziell eröffnet wurden.

Lanz erhielt den Auftrag für die Realisierung dieses brutalistischen Gebäudes – liebevoll von den Schülern und Schülerinnen „Bunker“ genannt – u.a. auch wegen des Einsatzes von Beton, der eine schnelle und kostengünstige Umsetzung ermöglichte und zudem in materialtechnischer Sicht für diese Zeit steht. Lanz – zu diesem Zeitpunkt schon von Rupprecht Geigers Kunst begeistert – schlug diesen Künstler vor, als es um das Farbkonzept des Baus ging. Geiger erhielt den Auftrag von der Stadt München und tauchte die verschiedenen Stockwerke in Farbe: das Erdgeschoss ist mit roten, orangen und pinken Eternitplatten verkleidet, zusätzlich – und nur auf dieser Ebene – gibt es hier drei Geiger’sche Holz-Kreise in passender Farbe, die die Aula der Schule schmücken. Diese Kreise wurden im Frühjahr 2021 neu bemalt.
Das Gleiche Prinzip findet sich in den Obergeschossen: man bewegt sich von Blau im ersten Stock, zu Grün im zweiten und Gelb im dritten Obergeschoss. Eine partielle Rekonstruktion der in die Jahre gekommenen Stockwerk-Gestaltung ist zudem auch in Planung.
Ursprünglich war auch von Rupprecht Geiger geplant, farblich gefasste Ruheräume für die SchülerInnen zu gestalten, eine Art begehbarer Farbraum. Eine Idee, die ihn immer und immer wieder beschäftigt hat.

Was einigen nicht bekannt ist: anfänglich waren die Treppentürme außen in einem kräftigen Blau gehalten und standen in Kontrast zum hellen Bau an sich und dessen roten Fensterrahmen. Sie mussten aber aufgrund von Protesten seitens der Nachbarschaft in einer zurückhaltenden Farbe übermalt werden.

Blau war auch das farbliche Programm bei der Gestaltung des Schwimmbads: hier kommt von oben herab ein blauer Kreis, der nur zur Hälfte offenbart wird. Umrandet wird er von einem leuchtgrünen Nimbus und gibt den Anschein am Horizont des Wasserbeckens versinken zu wollen. Die Schwimmhalle wurde 2020 vollständig saniert und das Plattenmosaik restauriert und prangt nun wieder über dem „Meer“.

TECHNISCHE ANGABEN

Technik / Format:

I. Farbige Faserzementplatten: Erdgeschoss: Rot-Orange-Pink / 1. Obergeschoss: Blau / 2. Obergeschoss: Grün / 3. Obergeschoss: Gelb-Orange-Pink)

II. Drei Platten, Pausenhalle im Erdgeschoss: Acryl/Holz, 210 x 310 x 8 cm

III. Halbkreis, Schwimmbad: Acryl/Holzwerkstoffplatten, 388 x 1035 cm

Architekt: Peter Lanz, München

Auftraggeber: Landeshauptstadt München

Zitierweise: Straubinger, Franziska: Geiger am Bau #4: Joseph-von-Fraunhofer Schule, Fürstenried-München (1973) [30.04.2020], in: Archiv Geiger Blog LINK (zuletzt aufgerufen am TT.MM.JJJJ)

Titelfoto: Andreas Pauly, München